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Gitarre
Die Gitarre ist ein Zupfinstrument, dessen Resonanzkörper
die Form einer 8 hat. Boden und Decke des Körpers sind jeweils flach
ausgeführt und durch relativ schmale Zargen verbunden. Die Decke hat
ein kreisrundes meist bunt verziertes Schalloch. An den Körper schließt
sich ein, verglichen mit den Streichinstrumenten, relativ breiter Hals an,
der an seinem hinteren Ende den leicht abgeknickten Wirbelkasten trägt,
und der gleichzeitig das Griffbrett bildet, das mit chromatisch angeordneten
Bünden aus Metall ausgestattet ist. Der Wirbelkasten nimmt einerseits
die sechs Saiten auf, die andererseits am unteren Ende der Körperdecke
mit einem Querriegel befestigt sind. Bei der historischen Gitarre weist
der Wirbelkasten hinterständige Wirbel auf, die bei der modernen Gitarre
durch Schraubenmechanismen ersetzt wurden. Mit der rechten Hand werden die
Saiten gezupft, während die linke Hand auf dem Griffbrett nach dem
Prinzip der Saitenverkürzung die einzelnen Töne oder Akkorde abgreift,
wobei durch die chromatisch angeordneten, metallenen Bünde die jeweiligen
Tonhöhen genau festgelegt sind. Die genaue Herkunft der Gitarre ist
bis heute ungeklärt. Man nimmt aber an, dass sie aus dem vorderasiatischen
Raum nach Europa gelangte, zunächst nach Spanien, wo bereits im 13.
Jahrhundert ein viersaitiges Instrument, die Guitarra latina nachgewiesen
werden konnte. Im 16. Jahrhundert war die, mittlerweile mit fünf Saitenpaaren
ausgestattete Gitarre das volkstümliche Gegenstück zur Vinhuela,
die sich in dieser Zeit in der spanischen Kunstmusik etabliert hatte und
bereits 5- bis 7chörig ausgebildet war. Im 17. Jahrhundert gelangte
die Gitarre schließlich als Giulitarra espanola nach Frankreich und
Italien und erlebte in diesen Jahren ihre Blütezeit. Die bis heute
übliche 6-Saitige Bespannung erhielt die Gitarre im 18. Jahrhundert.
Im 20. Jahrhundert wurde durch E. Tarrega die Spieltechnik reformiert, und
infolge dieser Neuerung entstand eine Vielzahl von bedeutenden Originalkompositionen
für das Instrument, unter anderem von de Falla und H. Villa-Lobos,
aber auch das weltbekannte Concierteo de Aranjuez von J. Rodrigo. Aufgrund
ihres leisen Gesamtklanges konnte sich die Gitarre dennoch nie richtig im
Konzertsaal durchsetzen, trotzdem verwendeten sie einige Komponisten des
20. Jahrhunderts sogar im Symphonieorchester, wie zum Beispiel Gustav Mahler
und Arnold Schönberg. Bis auf den heutigen Tag ist die Gitarre das
zentrale Instrument der spanischen Folklore, besonders im Bereich des Flamenco
hat sich ein bedeutendes, ganz eigenständiges Virtuosentum auf der
Gitarre entwickelt, das auch von den Vertretern der klassischen Gitarre
bewundernd anerkannt wird. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Gitarre
auch das zentrale Musikinstrument der deutschen Jugend- und Wandervogelbewegung,
der sie unter der volkstümlichen Bezeichnung Zupfgeige oder Klampfe
als Begleitinstrument für die, eigens für diese Bewegung entstandenen
Spiel- und Wanderlieder diente. Heute findet die Gitarre als Melodie-, wie
auch als Begleitinstrument in vielen Sparten der Unterhaltungsmusik Verwendung,
auch im Jazz und in der Popmusik, wo sie auch als sogenannte Schlaggitarre
eingesetzt wird, die statt mit den Fingern mit einem Plektrum gespielt wird.
Besonders im Bereich der Unterhaltungsmusik entstand schon relativ früh
der Wunsch, den Ton der Gitarre zu verstärken. Dafür ersann man
ganz unterschiedliche Systeme bis hin zur eigenständigen Elektrogitarre.
Dadurch vergrößerte sich das Einsatzspektrum des Instruments
in erheblichem Maße. In der Wiener Schrammelmusik verwendet man eine
sogenannte Bassgitarre, die neben dem normalen, von der herkömmlichen
Gitarre her bekannten Hals noch einen zweiten Hals aufweist, auf dem ein
Bündel frei klingender, nicht zu greifender Begleitsaiten aufgespannt
ist. Seltenere Nebenformen der Gitarre sind die um eine Terz höher
gestimmte Terzgitarre und die um eine Quinte höher liegende Quintgitarre.
Auf den Kanarischen Inseln wird die kleine Timble häufig mit einer
gewöhnlichen Gitarre zusammen gespielt, auf Hawaii gibt es die Ukulele,
eine besonders kleine Gitarrenart. Die mit der Gitarre verwandte Chitarra
battente war besonders im 17. und 18. Jahrhundert in Italien verbreitet.
Im Gegensatz zur gewöhnlichen Gitarre war ihr Boden stark gewölbt,
und sie hatte ungewöhnlich hohe Zargen. Sie war mit fünf doppelthörigen
Metallsaiten bespannt und wurde mit einem Plektrum gespielt. Die Lyragitarre
war ein, besonders im Berlin der Biedermeierzeit, beliebtes Fraueninstrument,
bei dem beiderseits des Halses zwei Jochbügel in Form einer Lyra angebracht
waren.